31. Tube – Von der Suche nach dem Glück


Spaziergang im HerbstLohnt sich Schwarzfahren? Oder anders: Hat sich das
40-Euro-Bewusstseinstraining von vergangener Woche ausgezahlt? Die klare Antwort lautet: Ja! Der heutige Tag begann zwar genau wie der in der letzten Woche – doch dann kam die überraschende Wendung…

Der erste Teil der Geschichte ist ja schon bekannt: Ich steige in die U-Bahn, bin ganz wach und freue mich meines Lebens. Heute ist ein neuer Tag und dieser Tag hat die Chance, noch schöner zu werden als der letzte. Ich fahre ins Büro und beginne den Tag mit einem Blick nach draußen auf die wunderschöne Weihnachtsbeleuchtung der Hamburger Innenstadt. Herrlich. Auf neue Art starte ich statt mit einer „To-Do-Liste“ mit meiner „Ich-freue-mich-Liste“. Das klappt hervorragend. Ich komme sehr gut voran.

13 Uhr. Es wird spannend – das Gefühl kenne ich. Genau wie vergangene Woche werde ich müde.

„So Barbara, du hast jetzt die Möglichkeit, es anders zu machen als beim letzten Mal“, lautet die Herausforderung.

Eine andere innere Stimme meldet sich in alter Gewohnheit: „Aber ich will doch noch das eine fertig mach…“

Glücklicherweise mischt sich die sehr liebevolle Stimme ein und sagt: „Barbara. Bitte. Du hast dir jetzt eine Pause verdient. Klapp den Rechner zu und geh raus. Nimm doch die Flyer mit, hol noch ein paar schöne senfgelbe Umschläge und bring sie zur Post. Das ist doch eine gute Idee. Wenn du das jetzt nicht machst, weißt du doch, dass du dich nachher wahrscheinlich ärgern wirst. Mach doch jetzt einfach mal was anders.“

Stimmt, Recht hat sie. Ich klappe den Rechner zu, ziehe meinen Mantel an und gehe los. Vor der Tür nehme ich einen tiefen Atemzug kühle Luft. Ich schaue nach oben in den strahlend blauen Himmel und spüre den frischen Wind auf meinem Gesicht. Oh ja, das war eine gute Entscheidung.

Ich gehe in eine Papeterie und bitte eine Verkäuferin, den passenden Briefumschlag für meine Flyer zu finden. Sie schaut sich die Klappkarte an und fragt: „Sind Sie das? Das ist ja toll, darf ich das behalten?“ – „Gerne“, antworte ich. Ach, wie schön!

Auf der Suche nach einer Post spreche ich an der nächsten Straßenecke einen Polizisten an, der mich sofort ein paar Schritte begleitet. Er freut sich, mir den Weg zu zeigen, und ich freue mich über diese freundliche Begleitung.

In der Post treffe ich auf einen supernetten Schalterbeamten, der mir die schönsten Briefmarken aussucht.

Und genau in diesem Moment geschieht etwas in mir. Ich spüre ein totales Glücksgefühl in mir aufkommen. Und das in einer deutschen Postannahmestelle, am Schalter, Briefmarken kaufend… Unspektakulärer geht es doch gar nicht! Doch wenn mich jetzt jemand fragen würde, wie ich mich fühle, würde ich aus tiefstem Herzen antworten: „Glücklich. Ich fühle mich wie der glücklichste Mensch auf Erden.“

Mein Lächeln wird zu einem Lachen. Ich schüttele meinen Kopf, weil ich es selbst kaum fassen kann. Ich könnte tanzen. Ich könnte jetzt die ganze Welt umarmen – in einer deutschen Postfiliale! Ist das nicht irre?

Da sind wir – eine ganze Generation – auf der globalen Suche nach dem großen Glück und ich finde es bei der Post. Nicht beim Shopping, nicht auf der Kreuzfahrt, nicht unter Palmen oder bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär“. Nein. Auf der P – O – S – T! Ich erinnere mich an das Gefühl, das ich als Kind hatte, als ich auf der bunten Blumenwiese stand. So viele wunderwunderschöne Blumen. So ähnlich ist es heute: So viele nette, nette Menschen. Auch ich war heute nett zu mir und habe mir erlaubt, mir gut zu tun. Ist das vielleicht das größte Glück? Sich selbst wahrzunehmen und gutzutun? Andere Menschen wahrzunehmen und sich gegenseitig gutzutun? Ist Glück schenken das echte Glück?

Vielleicht.

Auf jeden Fall danke ich der Frau in der Papeterie, dem Polizisten und dem Postbeamten. Und ich bin dankbar und ein wenig stolz, es wieder mal geschafft zu haben, etwas anders gemacht zu haben als sonst. Zur richtigen Zeit aufhören und einfach mal lachend durchs Postamt tanzen – ich kann es nur empfehlen.

6 Gedanken zu „31. Tube – Von der Suche nach dem Glück

  1. Wie schön! Und wie wahr. Auch unglaublich, was ein Lächeln verändern kann an Orten, wo sonst der Grimm und Gram herrschen: an der Käsetheke, an der Kasse oder eben bei der Post.

  2. Hi Barbara, bisher dachte ich immer daß ja nicht jeder Tag toll sein kann. Wenn ich Deine Tube so lese dann frage ich mich – warum eigentlich nicht. Ich muß übrigens nachher noch zur Post ;-).
    Liebe Grüße, Silke

  3. Liebe Barbara, Papeterie, Post, Polizist. Zum Glück braucht’s also die drei P. Für mich vier, denn die Poetin Barbara gehört natürlich auch dazu. Danke für Deinen positiv verrückten Einstieg in meinen Tag. Spread a little happiness funktioniert immer. Macht nämlich happy.

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