19. Tube – Eigentlich


SmileyWozu ist „eigentlich“ eigentlich da? Es ist und doch wieder nicht? Raus aus der Unentschlossenheit. Nimm einen anderen Weg.

Ich sitze mal wieder auf der Holzbank in der Sonne vorm Café Tide. Eigentlich herrlich. Eigentlich möchte ich ja immer Positives schreiben. Eigentlich. Heute ist es nicht so. Gefühlt bin ich am Ende. Mir ist alles zu viel. Ich habe Schuldgefühle und das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.

Wenn ich meine eigenen Zeilen lese, merke ich schon, dass das nicht stimmen kann. Alles falsch machen, das geht ja gar nicht. Ich weiß doch, dass es nicht so ist. Warum fühle ich mich dann so? Hilflos, machtlos, ja verzweifelt. Ich, die doch andere immer motiviert, positiv zu denken, hänge voll durch. Ich möchte den nächsten guten Gedanken finden. Ich fühle mich müde. Damit verhindere ich selbst, dass ich etwas ändere und umdenke. Das nennt man wohl sich selbst im Weg stehen. Am liebsten möchte ich das Licht ausschalten, die Kontrolle abgeben.

Ich lese regelmäßig astrologische Nachrichten, die die aktuelle Sternenkonstellationen und die möglichen Auswirkungen auf unser Leben beschreiben. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Zusammenhänge gibt. Die Planeten unseres Sonnensystems kreisen wie ein hochpräzises Uhrwerk um unsere Sonne. Die Sternenbilder und -bewegungen können für Jahrtausende exakt vorherberechnet werden. Das ist doch alles nicht nur Zufall. Und wenn unser Sonnensystem sich so vorhersehbar bewegt, wie frei sind wir Menschen denn wirklich in unseren Entscheidungen? Diese Frage ist wohl eine der häufigsten Fragen, die sich die Menschen immer wieder stellen. Und das tue ich jetzt auch.

Die aktuellen Sternennachrichten haben für heute und die nächsten Tage eine Ausnahmewoche vorausgesagt. Vieles wird auf den Kopf gestellt. Ich war die ganze letzte Woche schon gespannt darauf, was sich denn in meinem Leben zeigt. Ich habe mir schon die tollsten Dinge ausgemalt. Keine Vorboten habe ich wahrgenommen. Seit gestern steht alles auf dem Kopf. Leider ist nichts von dem dabei, was ich mir gewünscht hatte. Im Gegenteil. Meine Laune – nein, meine gesamte Gefühlslage ist in Endzeitstimmung.

Eigentlich.

Ganz tief in mir spüre ich, dass da noch etwas anderes ist. Ein kleines Lichtlein?

Wenn ich eine Kerze anzünde, frage ich mich manchmal: Ist die Kerze an oder nicht? Ja, sie brennt – kaum sichtbar, aber spürbar. Es dauert einen Moment, bis die Flamme das Wachs wärmt und zum Schmelzen bringt. Hoffentlich kommt kein Windstoß, der sie auspustet. Ich schütze sie mit beiden Händen. Geschafft! Jetzt saugt der Docht das flüssige Wachs auf und leitet es weiter zur Flamme. Sie wird größer und stabiler. Die Kerze brennt wieder.

Frank, der Cafébesitzer, kommt raus und begrüßt einen neuen Gast auf seine ganz eigene Art. Er setzt sich seitwärts auf dessen Schoß, legt den Arm um ihn und lächelt.

Ach ja. Wie heißt noch der Untertitel meines Blogs? Ich merke es gerade. „Einfach lachen. Alles ist gut.“

5 Gedanken zu „19. Tube – Eigentlich

  1. Liebe Barbara, gestern habe ich meinen Bruder getroffen, den sehe ich nur alle zwei, drei Wochen. Er ist ganz anders als ich, ein Verkaufstalent, macht in Immobilien. Aber meist geht es uns immer gerade genau gleich. Gestern: und wie geht’s? Geht so, sagt er. Eigentlich mal wieder von allem zuviel. Zuviel Job, zuviel Ärger und die Beziehung – na ja … Ganz genau wie bei mir. Er ist wie ein Spiegel für mich. Und neulich waren wir beide total euphorisch. Bei ihm alles klasse. Bei mir ein Erfolg nach dem anderen. Als schwömmen wir auf der gleichen Welle. Mal oben, mal unten. Die Sterne, sagst Du? Ja vielleicht. Und einfach mal das Licht ausmachen und die Kontrolle abgeben ist doch eine gute Idee.

  2. Ach, meine Liebe!
    Wie der Kölner sagt: Alles ist für irgendwas gut. Das eigentlich jedenfalls hält uns ziemlich oft größere Gefühle vom Hals, ist meine Erfahrung.
    Darf es vielleicht eine praktische Anregung sein? Ja? Dann weiterlesen. Sonst bitte beim Gruß weitermachen…
    Lass das eigentlich weg. Vielleicht erstmal testweise. Und dann fühl, was wirklich ist. Eigentlich hält uns genau davon ab. Eigentlich will ich glücklich sein… Will ich? Wirklich? Eigentlich hält uns in der Endlosschleife des „es könnte so sein, ist aber nicht“ und hält uns das Gefühl vom Hals, um das es wirklich geht: den aktuellen Ärger, das Traurigsein, die Verzweiflung. Oder Wut? Wo auch immer ich bin… Jedenfalls wäre meine Idee: Eigentlich bitte streichen, Gefühl zulassen und durchgehen… Ist erstaunlich leicht. Dann kann das Glück auf dem Fuße folgen.
    Manchmal fehlt vielleicht die Bedienungsanleitung? Das Eigentlich jedenfalls könnte sich sogar als die Klingel entpuppen, die aufschreckt aus dem Verdrängen.
    Lange Arme aus Berlin, Brigitte

  3. …nur wer einmal kraftlos war kann die Energie spüren!Bald tanzen wir vor Freude!
    Auch platt zu sein ist ein sinnvoller Zustand vor allem wenn man noch gesund bleibt-es kommen schon wieder wunderbare Tage mit ganz viel Energie!

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